Mein neuer Dornröschen-Calypso

  • So, dann werde ich jetzt mal endlich mein Versprechen einlösen und die Bilder sprechen lassen :). Den zerlegten Vergaser habe ich zunächst grundgereinigt mithilfe von Bremsenreiniger. Anschließend durchlief er das erste Ultraschallbad mit reinem VE-Wasser. Da er mir noch nicht sauber genug war, bekam er noch eine Behandlung im Ultraschallbad mit zugesetztem Vergaserreiniger. Dieses Bad überstand er nicht, ohne sich zu verfärben :(. Aber halb so schlimm, es kommt auf die Funktion an.


    Nachdem alle Ersatzteile für die Überholung eingetroffen waren, ging es wieder an den Zusammenbau. Da fügte sich eines nach dem anderen ohne besondere Zwischenfälle. Etwas ärgerlich war, dass ich eine Schraube der Vordrosselklappe rundgedreht hatte. Ersetzen ließ sie sich problemlos durch eine auf 7,5 mm gekürzte handelsübliche M3-Senkschraube aus dem Baumarkt. Die Papierdichtung für das Schwimmerkammer-Umschaltbelüftungsventil war im originalen Pierburg-Kleinreparatursatz entgegen dem Schaubild nicht enthalten, sodass ich sie aus Standard-Dichtungspapier nachgefertigt habe. Nachdem ich den Vergaser komplettiert hatte, stand ja noch der Test des DKA ein Einbaulage aus. Ergebnis: Widerstand im Sollbereich. Bei der Überprüfung der Sollwerte fiel mir noch auf, dass das Volllaströhrchen zu nah am Vorzerstäuber lag. Auch die Gabel der Zwangsrücknahme der II. Stufe war verbogen. Das beides also noch fix korrigiert.


    Bevor ich den Motor startete, befüllte ich die Schwimmerkammer bei eingeschalteter Zündung über das geöffnete Schwimmerkammer-Abschaltventil mit Sprit, wie oben diskutiert. Das funktionierte ohne Probleme. Und dann kam der große Moment. Da die Batterie schon schwächelte, folgten auf den Schlüsseldreh ein paar Gedenksekunden, doch dann legte der Motor los. Anfangs noch etwas unruhig, lief der Motor dann seidenweich.


    Da musste ich mich natürlich sofort auf Probefahrt begeben. Und siehe da - alle zuvor aufgetretenen Fahrverhaltensmängel waren verschwunden. Im Leerlauf hält er die Drehzahl nun stabil, Beschleunigung ist flüssig und im Schubbetrieb geht der Motor nicht mehr unvermittelt aus. Das einzige, was noch nicht ganz zu stimmen scheint, ist die CO-Einstellung. Meine Diagnose-LED ließ sich leider nicht zum Blinken bringen, sondern leuchtete permanent, also Gemisch zu fett. Ich bin mir aber gar nicht so sicher, ob ich überhaupt den richtigen Modus erwischt habe. Mir kam dann letztens die Idee, dass ich bewusst Nebenluft (z. B. über die Bremse oder einen abgezogenen Schlauch) einbringen könnte, um zu prüfen, ob ich mich im richtigen Modus befinde. Da muss ich also noch einmal ran.


    Erneuert habe ich Folgendes:

    1. Hauptdüse I. Stufe
    2. Hauptdüse II. Stufe
    3. Leerlaufdüse
    4. Hauptdüsenabschaltung
    5. Leerlaufluftdüsennadel
    6. CO-Einstellschraube (war nicht mehr vorhanden)
    7. Schwimmernadel
    8. alle Dichtungen
    9. Vergaserflansch
    10. Schwimmerkammer-Abschaltventil (altes schwächelte)

    Bemerkenswert finde ich ja, dass alle Sensoren und Aktoren der Motorsteuerung offenbar noch komplett intakt sind, weil es ja immer heißt, dass diese Bauteile so anfällig sind.


    So, und dann sind wirklich die Pferde mit mir durchgegangen und ich fuhr in meinem Übermut bei der Dekra vor :hirnschnecke:. UMA mit Ach und Krach bestanden, aber für die gesamte Bremsanlage gabs im Prinzip die rote Karte. Na gut, im Nachhinein nach so langer Standzeit auch nicht verwunderlich. Da war ich wohl zu optimistisch. Und dann ein wirklich peinlicher Patzer: Die Fernlichtkontrolle leuchtete zu schwach. Alles EM bis auf einen Hinweis zur angerosteten Bremsleitung vorn links. Da haben sich also noch einmal eine mittelgroße und eine kleine Baustelle aufgetan. Drückt mir bitte die Daumen, dass ich das bis kurz nach Ostern schaffe |(!

  • Glückwunsch zur erfolgreichen Vergaser-Reparatur! Und es zeigt doch, dass es machbar ist, den 2EE zu revidieren und am Leben zu halten.

    Darf man fragen, wo Du die Ersatzteile gekauft hast?


    Den Rest bekommst Du auch noch hin! Bremsleitungen sind eine Fleißarbeit und ein neues Birnchen für die Fernlichtkontrolle nervt zwar, aber ist auch nur Fleißarbeit.

    Ich folge nicht jeder Strömung,

    ich halte Kurs!

  • Danke euch für die Blumen :]!


    Kommst du mit deinem Dornröschen denn im Sommer nach Gieselwerder?

    Dafür bitte doppelt die Daumen drücken ^^!


    Hast Du bei den alten Teilen Verschleiß oder Verstopfungen feststellen können?

    Ja, definitiv! Wir gehen die Liste mal gemeinsam durch :):


    Haupt- und Leerlaufdüsen waren komplett zugemockt. Auch die Kanäle waren ziemlich dicht. Wenn ihr auf Seite 2 meines Threads zurückblättert, seht ihr das Grauen in Beitrag #24. In der Schwimmerkammer fanden sich Ablagerungen wieder, ebenda zu bewundern (Beitrag #19). Hinzu kam, dass das Messing der Düsen schon Auflösungserscheinungen hatte. Die Düsen konnte ich nicht zerstörungsfrei demontieren, es lösten sich sofort Bruchstücke ab. Daher schätze ich mal, dass die im Tank vorgefundenen Metallpartikel davon stammen und sie schlichtweg verschlissen sind.


    Die Hauptdüsenabschaltung war zwar maßhaltig, was den Abstand der Verschlussplatte zum Düsenträger angeht, allerdings hatte sie nach oben hin zwischen den beiden Sicherungsringen zu viel Spiel. Auch das Kugelgelenk wirkte ebenso wie die Druckfeder etwas ausgeleiert. Verbogen war die Betätigungsstange aber nicht.


    Die Leerlaufluftdüsennadel kann ich nur insofern beurteilen, als dass die Federkraft drastisch nachgelassen hatte. Selbiges gilt für die Schwimmernadel.


    Der Vergaserflansch war schon vom Dreck unterwandert :wacko:.


    Darf man fragen, wo Du die Ersatzteile gekauft hast?

    Klar. Letzten Endes habe ich die meisten Teile in Abhängigkeit von Preis und Verfügbarkeit von Jens Peter Adam Vergaserservice und Teilehandel Dirk Griener bezogen. Nicht zu vergessen den teuersten Teilesatz für diese Revision, die Hauptdüsenabschaltung, von CP (es tat weh, aber kein freier Teilehändler konnte mir den Satz noch anbieten). Das Schwimmerkammer-Abschaltventil habe ich bei einem Privatverkäufer von Vergaserteilen bekommen.


    Den frischen Zuleitungsfeinfilter und das Flammschutzsieb habe ich mir erst einmal auf Lager gelegt, weil aus meiner Sicht noch keine akute Notwendigkeit bestand, diese Kleinteile zu ersetzen. Ich weiß, was in der Pierburg-Serviceanweisung steht ;), aber der Filter war im Gegensatz zum Rest ohne Ablagerungen. Das spricht für mich am ehesten dafür, dass der über vier Jahre in der Schwimmerkammer herangereifte Sprit im Wesentlichen Schuld an den Ablagerungen im Vergaser ist.

  • ... Das spricht für mich am ehesten dafür, dass der über vier Jahre in der Schwimmerkammer herangereifte Sprit im Wesentlichen Schuld an den Ablagerungen im Vergaser ist.

    saubere Arbeit und Glückwunsch zur erfolgreichen Verjüngungskur Deines Vergasers :thumbup:


    Sehr treffend gesagt, Stillstand ist der größte Feind eines jeden Systems, dass mit sich zersetzenden Verbrennungs- und Schmierstoffen arbeitet. Besonders in heutigen Zeiten wo der Kraftstoff aufgrund der modernen Zusätze und des Ethanolanteils wesentlich aggressiver auf die peripheren Bauteile wirkt; siehe Deine Erfahrungen.

  • Das spricht für mich am ehesten dafür, dass der über vier Jahre in der Schwimmerkammer herangereifte Sprit im Wesentlichen Schuld an den Ablagerungen im Vergaser ist.

    DAS deckt sich auch mit meinen Erfahrungen! Beim Motorrad dauert es keine 4 Monate, bis der Vergaser völlig vergammelt war!

    Beim nächsten Mal versuche ich Bactofin bei zu geben. Beim PN hat das seiner Standzeit zumindest so verhalten, dass der Motor wieder so angesprungen ist, als hätte ich ihn gestern erst abgestellt.

    Ich folge nicht jeder Strömung,

    ich halte Kurs!

  • Das ist bei meinen Gartengeräten auch so nach dem Winter, habe aber das Gefühl mit E10 ist es schlimmer, ich nehme nur noch normal super mit Vergaserreiniger von LM und der Rasenmäher sprang letzte Woche ohne Probleme an. Letztes Jahr hatte ich extrem Probleme und hatte nur E10 über Winter drinn.

    91er Golf 2 GTI 8V Tornadorot

  • Soviel vorweg: Den Termin zur Nachprüfung werde ich nicht halten können :|. Der Kühlkreislauf ist leider früher inkontinent geworden als mir lieb ist :wacko:. Das Kühlwasserrohr will nicht mehr. Jetzt heißt es erst einmal die Teile bestellen. Das wird eine Rundum-Sorglos-Kur: Rohr, Thermostat, Kühler, AGB, Wärmetauscher für Heizung, ggf. Schläuche.


    Aber es gibt auch positive Dinge zu berichten:

    • Das Problem mit der Fernlichtkontrolle ist identifiziert. Es lag eindeutig an einem Kontaktproblem zwischen Glühobst und Leiterfolie, weil die Anschlussbeinchen zu kurz sind. Als Ersatz verheirate ich ein KI mit DZM mit dem originalen Tacho . Hier hab ich übrigens noch eine interessante Erkenntnis gewonnen: Die Leiterfolie ist an sich identisch. Problem nur: Bei der Folie für den Tacho mit Analoguhr fehlt die Durchkontaktierung zur DZM-Platine für die Digitaluhr. Sonst könnte man die Leiterfolie wirklich uneingeschränkt verwenden, denn alles andere funktioniert.
    • Leerlauf ließ sich jetzt mit einer weiteren helfenden Hand und etwas mehr Ruhe wunderbar einstellen. Das letzte Mal hatte nicht klappen können, denn ich hatte meinen Prüfapparat falsch herum an die Diagnoseleitung angeschlossen _patsch. Dann kam dazu, dass ich mich beim Einstellen an meinem Wissen vom NZ orientiert hatte. Hier beim Vergaser natürlich totaler Quatsch, da sich das System völlig konträr verhält. Mit der Schraube reguliere ich beim PN direkt das Leerlaufgemisch, wohingegen ich beim NZ die vom LMM registrierte Luftmenge verändere. Ich hatte die Schraube letztes Mal also viel zu weit herausgedreht und das Gemisch war somit hoffnungslos überfettet. Hierbei habe ich auch noch eine interessante Erkenntnis gewonnen. Natürlich hab ich mir nicht nehmen lassen, dann mal einen Abgastest zu simulieren ;). Das Ergebnis war verblüffend. Zwischen Leerlauf und erhöhtem Drehzahlbereich für den Abgastest ging die Testdiode aus =O. Da stellt sich die Frage: Ist die Lambdaregelung deaktiviert oder magert er ab? Das Drehen der Einstellschraube brachte aber nichts. Die Diode blieb aus. Heißt für mich, Abgasoptimierung bedeutet nichts anderes, als Optimierung auf Testbedingungen. Das schreit ja förmlich nach einem Abgasskandal der 80er und 90er :P. Durch Zufall stellte ich dann auch fest, dass der Unterdruckschlauch zum BKV bei laufendem Motor zusammengezogen wird. Kein Wunder, dass die Bremse dann so schwach auf der Brust ist!

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