Hallo allerseits,
ich brauche euren Rat für die Fehlerdiagnose, weil ich gerade nicht weiterkomme.
Ende Juli hatte ich das erste Mal Startprobleme mit meinem NZ. Diese treten aber nur ab einer gewissen Standzeit einmalig beim ersten Kaltstart auf. Innerhalb eines Nutzungsintervalls von etwa zehn Tagen bleibt alles wie gehabt. Ab einer Standzeit von etwa zwei Wochen geht es los.
Fehlerbeschreibung:
Die Startprobleme äußern sich folgendermaßen: Zum Starten nach oben beschriebenem Zeitraum muss ich den Anlasser mindestens doppelt so lange wie sonst orgeln lassen (normalerweise läuft der Motor nach vier Anlasserzügen an). Sobald der Motor da ist, hört man deutlich, wie er sich aus dem Drehzahlkeller hochkämpft. Anfangs blinkt auch die Öldruckleuchte für 2 Sekunden weiter. Das ist mir sonst nicht aufgefallen. Die erhöhte Leerlaufdrehzahl von 1500 min-1 erreicht er dann nur zögerlich. Nach dieser holprigen Kaltstartphase läuft der Motor ganz normal - wie sonst auch. Solange ich das Auto innerhalb von zwei Wochen mehrfach bewege, treten die Probleme nicht auf - unabhängig davon, ob es sich um einen Kalt- oder Warmstart handelt.
Für die Diagnose ggf. relevante Vorgeschichte:
Anfang Juni habe ich einen Ölwechsel nach Zugabe eines Ölsystemreinigers gemacht. Vorher hatte ich beim Kaltstart immer das Problem, dass der Leerlauf zunächst bei 1000 min-1 war und immer erst zögerlich auf 1500 min-1 anstieg. Nach dem Ölwechsel lief der Motor dann beim Kaltstart auf Anhieb 1500 Touren. Der Ölwechsel ist das letzte einschneidende Ereignis, nach dem die oben beschriebenen Startprobleme begannen. Deshalb würde ich einen Zusammenhang nicht ausschließen.
Das ist der aktuelle Stand:
- Signalleitungen der Digijet: Nach VW-Reparaturleitfaden geprüft - alles i.O. Das einzige, was ich mangels Zwischenstecker fürs Steuergerät nicht nach Leitfaden geprüft habe, ist der blaue Temperatursensor. Stattdessen habe ich lediglich die stationären Werte für kalt und warm abgeglichen und die liegen im Rahmen.
- Einspritzdüsen: Strahlbild ist gleichmäßig und die Düsen tropfen nicht nach.
- Benzinpumpen: Laufen bei Zündung wie gehabt für 2 - 3 Sekunden an. Fördermenge habe ich nicht getestet.
- Zusatzluftschieber: Ist im kalten Zustand voll geöffnet. Trotzdem habe ich ihn noch einmal gereinigt. Bei Betriebstemperatur ist der ZLS komplett geschlossen.
- Luftmengenmesser: Soweit man ihn mit einfachen Mitteln prüfen kann - Stauklappe ist gängig, stationäre Widerstandswerte stimmen hundertprozentig.
- Zündzeitpunkt: Den ZZP habe ich direkt nach dem Ölwechsel eingestellt. Der stimmt auch zu 100 %.
- Zündzeitpunktverstellung: Unterdruck- und Fliehkraftverstellung arbeiten. Ob die Zündwinkel stimmen, habe ich aufgrund von Zeitmangel nicht mehr getestet.
- Batterie : Batteriespannung liegt mit Ruhestrom bei 12,3 V. Die Batterie ist jetzt fast zwei Jahre drin und hat schon einmal eine komplette Entladung überlebt.
- Drosselklappe: Anschläge sind noch Werkseinstellung. Letzte Reinigung ist noch nicht lange her.
- Leerlaufschalter: Schaltet exakt.
- Luftfilter : Ist 7.500 km jung und nicht mit Öl versaut.
- Zündkerzen: Sind so alt wie der Luftfilter . Kerzenbild habe ich mir allerdings noch nicht angeschaut.
- Warmluftklappe: Ist gängig, Bimetallregler hält den Unterdruck zuverlässig.
- Ölstand: Nach dem Ölwechsel war das Niveau knapp über dem geriffelten Bereich am Ölpeilstab. Jetzt steht das Öl etwas über der Max.-Marke und riecht stark nach Sprit. Öleinfülldeckel ist sauber (keine schleimigen Ablagerungen).
- Kühlwasserstand: Hat sich nicht merklich verändert.
Meine Mutmaßungen bislang:
Da es sich um ein zeitabhängiges Problem handelt, ist mein Verdacht, dass es sich um eine mikroskopische Leckage an einer Stelle handeln könnte, eine chemische Reaktion oder Ähnliches. Da kommen für mich als Übeltäter infrage:
- Batterie : Könnte zu wenig Saft haben nach zwei Wochen Standzeit. Das würde mich allerdings wundern. Mein Auto ließ sich vorher auch schon nach längerer Standzeit ohne Mätzchen starten, selbst im kältesten Winter.
- Wasserpumpe: Könnte festgehen nach einer Weile und den Motor dann bei den ersten Umdrehungen einbremsen.
- Kraftstoffdruckregler: Ein Harriss könnte dazu führen, dass das Benzin langsam in das Unterdrucksystem einsickert und dann beim Start angesaugt wird. Das Gemisch wird dadurch möglicherweise zu fett und zündet nicht. Dafür spricht der erhöhte Kraftstoffeintrag ins Öl.
- Bremskraftverstärker: Mir ist aufgefallen, dass das System den Unterdruck nicht mehr so lange hält wie sonst. Das ist aber eher subjektiv. Gibt es da einen Anhaltspunkt, wie schnell sich der Unterdruck ohne Bremsung bei abgestelltem Motor abbauen darf? Als Folge muss sich der Unterdruck beim Start aufbauen und die Abmagerung führt dann möglicherweise zum Startproblem. Andererseits ist die Unterdruckreserve ja auch nach mehreren Bremsungen bei abgestelltem Motor aufgezehrt.
- Zylinderkopf: Durch einen Haarriss sickert möglicherweise Öl oder Kühlwasser in den Brennraum. Die Abgaswolke während der Startprobleme konnte ich noch nicht begutachten. Die Flüssigkeitsstände sprechen aber meines Erachtens dagegen.
- Ölkreislauf: Die Spülung hat Partikel gelöst, die beim Ölwechsel vielleicht zum Teil in den Kanälen verblieben sind und sich mit der Zeit wieder absetzen, wodurch die Ölpumpe anfangs gegen erhöhten Widerstand arbeiten muss.
Das war jetzt mal laut gedacht. Wo kann ich aus eurer Sicht noch methodisch ansetzen bei der Fehlersuche? Sind meine Gedankengänge richtig oder völlig abwegig? Habt ihr noch andere Ideen, was die Ursache sein könnte?
Viele Grüße