Eigentlich wollten wir unseren Dicken dieses Jahr verkaufen, da er aber in dieser Saison keinen Käufer zu einem für uns akzeptablen Preis gefunden hat, und es außerdem kein Notverkauf ist, bleibt er noch mindestens bis zur nächsten Saison. Also stelle ich ihn hier ruhig einmal vor.
Angefangen hat die ganze Geschichte 2008 mit unserer Hochzeit. Wir wollten als Auto für den besonderen Tag unbedingt einen Oldie, aber nicht so was "spießiges" wie einen Rolls Royce. Schließlich wurde es dann ein 1959er Cadillac Six-Window-Sedan - bis heute eines meiner absoluten Traumautos. So kam es, dass an unserer Hochzeit nicht nur die Ringe getauscht wurden, sondern durch den Klang des V8 direkt der Ami-Virus über uns her gefallen ist. Am Tag nach der Hochzeit überlegten wir bereits, dass wir unbedingt einen Cadillac "brauchen". :whistling:
Wegen den Flitterwochen wurde das Thema dann erst einmal auf Eis gelegt. Naja, fast. In den Flitterwochen hatten wir als Mietwagen ein Cabrio, da stand dann ganz schnell fest, dass ein geschlossener Cadillac nichts für uns ist - ein Cabrio musste es sein.
Da die 59er zwar für mich die coolsten Caddys aller Zeiten sind, jedoch gerade als Cabrios mittlerweile hohe 5 stellige bis niedrige 6-stellige Beträge kosten, sahen wir uns bei den Eldorados der 70er um. Hierüber hatte ich etwa 10 Jahre vorher in einer Ausgabe der Oldtimer Praxis mal einen Artikel gelesen und fand die Form einfach klasse.
Schon 3 Monate nach der Hochzeit hatten wir dann "unseren" Caddy gefunden, nachdem wir vorher viele geschminkte Leichen besichtigt hatten. Damals noch im Schichtdienst, hat mich meine Frau nach der Nachtschicht abgeholt, wir sind die 600km nach Frankfurt a.d.O. gefahren, haben das Auto besichtigt, 600km zurück gefahren und ab zur nächsten Nachtschicht...
Eine Woche drauf sind wir dann mit roten Kennzeichen im Gepäck per Bahn wieder nach Frankfurt und haben den Eldorado auf eigener Achse nach Hause geholt. Das war für uns schon ein kleines Abenteuer.
Nachts um halb 1 ging es am Dortmunder Hauptbahnhof los. Mir war schon sehr mulmig, da der Cadillac bar bezahlt wurde und ich mitten in der Nacht mit einem dicken Briefumschlag in der Tasche auf dem Bahnsteig stand. Der Zug hatte dann auch noch Verspätung, so dass noch Zeit für ein Häppchen war:
Dann, mit 30 Minuten Verspätung kam der Zug und wir konnten unser Abteil beziehen um noch ein paar Stunden zu schlafen vor der Rückfahrt.
Naja, wir alle haben dann doch nicht geschlafen. Für einen von uns dreien war es so aufregend, dass er die ganze Zeit am Fenster stand:
Morgens um halb 5 war Umsteigen in Berlin angesagt:
Schließlich waren wir gegen 6 Uhr in Frankfurt, wo wir Zeit für ein Frühstück hatten. Der Händler, der den Eldorado verkaufte, hatte noch nicht geöffnet:
Doch irgendwann war es so weit. Wir konnten unser Auto in Empfang nehmen und das vorsorglich mitgenommene Werkzeug verladen. Dieses brauchten wir übrigens nicht.
Noch schnell die Kennzeichen hinter die Scheiben - richtig anbringen ging bei dem Format nicht - und ab nach Hause.
Springt er an?
Natürlich!
Nun ging es auf die ca. 600km lange Heimreise.
An den Meilentacho mussten wir uns erst einmal gewöhnen - an die Größe des Autos auch...
Tja, und wer im Zug die ganze Zeit am Fenster steht, darf sich nicht wundern, wenn er die Rückfahrt verpennt:
So kamen wir dann nach ein paar Stunden und ohne zwischendurch zu Tanken schließlich abends wieder zu Hause an.
Anschließend haben wir den Caddy technisch überarbeiten lassen. Ein paar kleine Stellen im Boden wiesen Gammel auf, außerdem die rechte Endspitze. Dann gab es noch neue Reifen (Whiteline), neue Federn und Dämpfer und ein paar andere Kleinigkeiten. Außerdem wurde das Auto auf eine in Europa zulässige Beleuchtung umgebaut. Die hinteren roten Blinker durften aber bleiben und sind eingetragen.
Schließlich gab es die erfolgreich absolvierte Prüfung zur Oldtimerzulassung.
Ein paar Dinge habe ich dann noch selber geändert. So hielt etwa ein modernes CD-Radio Einzug ins Handschuhfach. Am originalen 8-Track-Radio angeschlossen ist es per FM-Modulator, nicht diese Funkdinger, sondern direkt in die Antennenleitung eingespeist.
Nun technisch fit, wurde der Caddy einfach nur gefahren. Er wurde in den ersten Jahren von uns als Hochzeitsauto vermietet. Mit dem Umzug in den Kreis RE haben wir das Gewerbe jedoch abgemeldet und der Eldorado wird seit dem nur noch zum Spaß zu Oldtimertreffen oder als Urlaubsauto bewegt:
Soviel erst einmal zu unserem Dicken. Mal schauen, ob man sich auf dem ein oder anderen Treffen mal sieht.