Kann eine Karosserie weich werden? Ich sage nein!

  • @ nagetier: Du verwechselst da leider was. Natürlich ist eine Karosse mit Rissen im Dom weich, aber das liegt daran, dass die STEIFIGKEIT der Karosserie durch die Risse vermindert wird. Die FESTIGKEIT des Materials bleibt die gleiche. Das sind zwei paar Schuhe.
    Wie die Risse in's Material kommen ist wieder eine ganz andere Sache. Wenn die Karosserie nicht gut konstruiert ist kommt es an belasteten Bauteilen zu Spannungsspitzen, die um ein vielfaches über der Zulässigen Belastungsgrenze liegen können. Dies ist auch für die sog. Kerbwirkung relevant. Auch hierbei kommt es zu Spannungsspitzen (deswegen ist an Gummibärchentüten auch immer so ne kleine Ecke raus an der man die gut aufbekommt).


    @Wöhlerkurve: Die sagt nix aus über eine weiche Karosserie, sondern lediglich ob die Karosserie nicht durchreißt mal ganz lapidar gesprochen (LCF, HCF,...) Dabei geht es nämlich um die Dauerwechsel-/schwingfestigkeit. Das ganze ist auch eine statistische Sache....


    Wenn man Metall innerhalb der "Betriebsgrenzen" belastet, keine Streckgrenze antasten, nur in begrenztem Hookschen bereich, dann behält es auch seine Eigenschaften. Einzig davon ausgenommen wäre die Diffusion von Legierungselementen, was passieren kann wenn man die falschen Metalle paart.
    Wenn also eine Karosserie weich wird müssen irgendwo falsche Belastungen eingebracht worden sein (entweder Überlastung (Schlagloch) oder Kriechen (falsch aufgebockt z.B.)).

    Speed doesn't kill, it's the sudden stop.

  • Zitat

    Original von Jetta2
    [...]
    @Wöhlerkurve: Die sagt nix aus über eine weiche Karosserie, sondern lediglich ob die Karosserie nicht durchreißt mal ganz lapidar gesprochen (LCF, HCF,...) Dabei geht es nämlich um die Dauerwechsel-/schwingfestigkeit. Das ganze ist auch eine statistische Sache....


    Wenn man Metall innerhalb der "Betriebsgrenzen" belastet, keine Streckgrenze antasten, nur in begrenztem Hookschen bereich, dann behält es auch seine Eigenschaften. Einzig davon ausgenommen wäre die Diffusion von Legierungselementen, was passieren kann wenn man die falschen Metalle paart.
    Wenn also eine Karosserie weich wird müssen irgendwo falsche Belastungen eingebracht worden sein (entweder Überlastung (Schlagloch) oder Kriechen (falsch aufgebockt z.B.)).


    @Wöhlerkurve: Nee, so einfach isses wirklich nich. Aber es zeigt schon mal, dass die Sachen auch bei kleinen Schwingungsamplituden irgendwann platt gehen. Das wohl auch im hookeschen Bereich:

    Zitat

    Im Unterschied zum Gewaltbruch wirken auf den Werkstoff Spannungen bedingt durch schwellende oder schwingende Belastung ein, die unterhalb der Streckgrenze, also im elastischen Bereich, liegen. Unter solchen Wechselbeanspruchungen lassen sich z. B. bei einer ausreichenden Zahl von Lastwechseln mikroplastische Vorgänge und Veränderungen in der Mikrostruktur des Werkstoffes feststellen, die ein Indiz für die Ermüdung sind.


    (Aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Schwingbruch)
    Und da keiner annimmt, dass ein Bauteil einfach plötzlich bricht, haben wir auf dem Weg zum Bruch die zunehmende Weichheit entdeckt.
    Vorher wachsen Risse an Gitterfehlstellen zu Korngrenzenrissen, die irgendwann zusammenlaufen, das Ganze erklärt dann die Weichheit.

    In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis. In der Praxis schon.
    Tausendzweihunnertunndreisechzisch Kubik, vierunnfuffzich PS und NIX jedrosselt!
    "Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, verschwinden die Mysterien und das Leben ist erklärt." - Mark Twain
    Golfschrauben ist wie Schach. Nur halt ohne die Würfel.

  • CeEl: Deshalb schrieb ich ja "nur in begrenztem Hookschen bereich". Der Bereich, in dem das Material dauerfest ist und Ausfälle theoretisch nicht mehr auftreten (von Fehlstellen etc. mal abgesehen).
    Wenn die Karosse dennoch weich wird, dann bist du in dem Bereich der Wöhlerlinie, in dem sich die Ausfälle statistisch häufen. Das kann natürlich durch forsches Brettern, Hohe Zuladung, Schlaglöcher etc. entstehen.

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  • Zitat

    Original von carbon


    Dieser Aussage stimme ich sowas von zu, das glaubts du gar nicht :]


    Damit macht aber de ganze Diskussion keinen Sinn. Daß eine durchgerostete oder gerissene Karosserie nicht mehr ihre alte Stabilität hat, ist doch wohl klar.


    Zitat


    paulikxp
    Wie kommste überhaupt auf dieses Thema? Haste irgendeine Prüfung?


    Oh danke, meine letzte Prüfung ist sowas von exakt 10 Jahre her, das glaubst Du gar nicht.
    Nein, ich habe irgendwo bei einer Autovorstellung gelesen, daß jemand einen Neuaufbau gemacht hat und quasi die Karosserie getauscht hat, weil sie ja schon 260.000km alt war. Und da dachte ich mir: na und? Laß sie doch. Oder? Und daher dieser Fred.


    Ansonsten bin ich ja echt "baff" ob der hier anwesenden Kompetenz! Damit unterscheiden sich GTI- und Mantafahrer nun eindeutig erheblich :D


    Zu den letzten Einträgen... Wie ich ja vorher schon schrieb, gehe ich von einer intakten Karosserie aus, einer, die keine gerissenen Schweißpunkte und -nähte aufweist und keine Schwächung durch Korrosion erfahren hat. Ich hoffe mal nicht, daß eine der Karosserien meiner beiden GTIs solcherlei Schäden aufweist. Und wenn, frage ich mal weiter: was passiert 150,000km später? bricht die Kiste dann in der Mitte durch, denn die "Alterung" macht ja nicht Halt. Oder liegt die hineinkonstuierte Sicherheit bei Faktor 10? Beides nicht vorstellbar.
    Die erwähnten "millionen Lastwechsel" sind ja nicht von der Hand zu weisen, aber auch diese würden zu Dauerbrüchen führen, nicht zu einer Erweichung des Stahls.


    Björn

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    Einmal editiert, zuletzt von paulikxp ()

  • Zitat

    Original von paulikxp


    Nein, ich habe irgendwo bei einer Autovorstellung gelesen, daß jemand einen Neuaufbau gemacht hat und quasi die Karosserie getauscht hat, weil sie ja schon 260.000km alt war. Und da dachte ich mir: na und? Laß sie doch. Oder? Und daher dieser Fred.


    Der Typ wird die Karosse aber gewechselt haben, weil die Karosse durch Alterung (Korrosion) "weich" geworden ist.


    Der Golf 2 ist an sich nicht gerade sehr verwindungssteif, daher gehe ich davon aus, dass auch ein frisch produzierter Golf eine ähnliche Verformung beim anheben aufweisen wird. Allerdings wird es schwer sein eine intakte gebrauchte Karosse zum Vergleich zu finden, da z.B. die Schweißpunkte schon nach wenigen Jahren korrodieren und somit die Verbindung schwächen. Ich hab irgendwo mal eine Studie bei Crashversuchen gelesen, in der hervorging, dass bereits 5 Jahre alte Autos Defizite im Gegensatz zu gecrashten Neufahrzeugen aufweisen.


    Ich könnte mir das auch noch so erklären, dass die gepunkteten Verbindungen ja auch einen gewissen Anteil einer kraftschlüssige Verbindung besitzen und dass es im Laufe der Zeit zur Glättung der Oberflächen kommt, wodurch die übertragbaren Kräfte über diese Flächen abnehmen. Hinzu kommt eben noch die Korrosion und die Gefügeveränderung des Metalls im Bereich des Schweißpunktes, was zu einer Versprödung des Bereiches am Schweißpunkt führt und es eventuell zu einer Mikrorissbildung kommen kann.

    Einmal editiert, zuletzt von Pogo ()

  • ich glaube das ein ekarosse, oder blech an sich, "weich" werden kann, da es alles aus atome besteht... die über "zeit" verschleiss bekommen, on das auto steht oder fährt....


    -------nur eben in einer zeit die ein mensch nicht erreicht...---


    so denke ich, das einfach nur die Zeit das blech weich macht, unter bewegung nur noch stärker.... "zug-druck-scher:-Kräfte"....



    aber risse an den domen sind ja spannungsrisse... di eoft nach jahren erst kommen, was mich in meiner meinung unterstützt...


    aber ich denke jeder blechner oder metallschlosser könnte diese frage beantworten..

    wozu signatur.... ?

  • Nunja, bei den Rissen im Dom kommen mehrere Faktoren zusammen. Zunächst mal entstehen in evtl. bestehenden Kerben hohe Spannungen bzw. schwelende Belastungen. Dadurch bilden sich nach und nach kleine Risse im Metall, die durch die Rissausbreitung(-sgeschwindigkeit) charakterisiert werden. Diese Risse sind nicht korrosionsgeschützt und können z.B. durch Spaltkorrosion angegriffen werden wodurch der Effekt verstärkt wird. Wird die sogenannte kritische Risslänge erreicht kommt es zum Bauteilversagen. Die Rissausbreitung könnte man beispielsweise durch künstlich eingebrachte Fehlstellen im Metall verhindern (macht man bei Plexiglas recht sinnverwandt, indem man das Ende des Risses anbohrt), oder man kann z.B. wie beim Flugzeug Verstärkungen einbringen, sodass die Risslänge auf ein bestimmtes Maß beschränkt wird.

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  • Die Bezeichnung "intakte Kariosse" passt hier irgendwie nicht rein. Sie wird weich, weil Schweißpunkte/Teile brechen (kaltverfestigung->Riss) und/oder Teile korrodieren (Unfallschäden mal ausgenommen).


    Wenn du also eine "intakte Karosse" verlangst, dann ist es ausgeschlossen, dass sie in irgend einer Form durch den gebrauch "weich" geworden ist. Eigentlich kann sie dann nur neu/neuwertig sein.


    Entweder sprechen wir hier also von Alters-/Verschleißerscheinungen an einem Neuwagen ODER an einem Gebrauchtwagen :wink:


    Am Neuwagen macht das meiner Meinung nach keinen Sinn :P :D


    MfG
    Roland


  • Gut, aber dann können wir den Thread hier sofort zumachen. Denn daß eine korrosionsgeschwächte oder unsachgemäß reparierte Karosse an Stabilität einbüßt, dürfte wohl jedem klar sein.
    Ich hatte bis vor Kurzem einen (roten) 16V mit 167.000 Meilen auf der Uhr. Und der war auch nach 18 Jahren "rostfrei", die Ausnahme war die obere Tankaufhängung hinter der Tankklappe, der Federbeindom war dadurch aber nicht betroffen. Auch hatte er vorher keinerlei sichtbaren Unfallspuren, so daß ich bei dem Auto davon ausgehe, daß es eine "intakte" Karosserie hatte, also keine Korrosion an Schweißnähten, Falzen oder Schweißpunkten. Gehen wir einfach mal davon aus, daß es so war. Eine Endoskopie der Schweller und Längsträger hätter ferner ergeben, daß auch dort kein Rostansatz in relevanten Bereichen zu finden war. Und nur bei einem solchen Auto macht die Diskussion einen Sinn.
    Würde ich meinen zwischendurch mal erworbenen 8V dagegen stellen, würde die Sache dann mehr oder weniger interessant: durchgerosteter Längsträger vorn rechts, beide hinteren Längsträger stark angegriffen, Schweller vor den Hinterachsaufnahmen beidseitig bereits geschweißt, vorderer rechter Federbeindom oben rostige Schweißnaht, 142.000 Meilen. Bei diesem Auto übermäßig stark zu merken waren Bewegungen des Schalthebels bei schneller Kurvenfahrt, das hatte ich noch bei keinem anderen Golf, könnte aber evtl. auch an einer defekten Aufhängung gelegen haben, das wäre immerhin möglich.


    Nun lasset uns also weiterhin annehmen, wir hätten es mit einer korrosionsfreien Karosserie zu tun, was bei einem in der Regel sehr gut konservierten Golf II nicht unwahrscheinlich ist.
    Gibt's hier keinen Fahrzeugentwickler, der mal aus dem Nähkästchen plaudern könnte?


    Björn

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  • Wie schon weiter oben geschrieben, du hast immer Korrosion an den Schweißpunkten egal wie gut konserviert.
    Damit kann man keine neue Karosse mit einer gebrauchten vergleichen.

  • Hallo,
    m.M. nach gehören event.reißende (oder angerissene) Schweißpunkte zu den "normalen" Alterungserscheinungen die das Autoleben so mit sich bringt. Das hat noch nichts mit Korrosion oder instandgesetzten Unfällschäden zu tun. Deswegen habe ich ja schon weiter oben geschrieben das ich die Fragestellung falsch finde bzw. nicht praxisgerecht.


    Grüße, Der Golf Zwei

  • Zitat

    Original von Der Golf Zwei


    m.M. nach gehören event.reißende (oder angerissene) Schweißpunkte zu den "normalen" Alterungserscheinungen die das Autoleben so mit sich bringt.


    Genau so sehe ich das auch, denn gerade an den Schweißpunkten ist das Material durch die kurze Hitzeeinwirkung versprödet, sodass der Bereich anfälliger auf Risse und Brüche ist. Dadurch verliert die Karosserie an Steifigkeit und wird "weich".


    Deshalb werden heutzutage auch schon viele Teile miteinander verklebt, weil die Krafteinleitung nicht mehr punktuell ist, wie beim Schweißpunkt, sondern auf der ganzen Klebefläche wirkt.

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