Kann eine Karosserie weich werden? Ich sage nein!

  • Hier wird ja immer wieder gern von "weichen" oder "alten" Karosserien gesprochen. Das soll ja vermutlich heißen, daß eine Karosserie mit 250.000km verwindungsfreundlicher ist als eine neue.
    Kann das sein?
    Irgendwann habe ich den Kram mal studiert, aber über nachlassende Karosseriesteifigkeit haben wir nie gesprochen und letztlich habe ich nie in dem Job gearbeitet.


    Also, was macht die Steifigkeit einer Karosserie aus? Sie ist aus unzähigen Blechen zusammengesetzt, verschweißt, verpunktet, verschraubt. Alles zusammen ergibt eine stabile Kiste, wie der berühmte Schuhkarton mit (festgehaltenem) Deckel, da läßt sich nichts oder nicht viel verdrehen. Schwachpunkt ist der Vorderwagen ab der Spritzwand, weil vorn die Querverbindung fehlt, daher machen Domstreben durchaus Sinn, wenn sie entsprechend stabil ausgelegt sind, dafür müssen sie aber gelenkfrei sein und durchgehend geschweißt. Alte Autos (Ford hat sowas bis Escort/Sierra der letzten Generationen so gebaut) haben geschweißte Schloßträger, dabei leidet aber die Knautschzone, die ja gewollt ist.


    Aber zurück zur weichen Karosse. Ein Stahlblech wird durch Bewegung niemals weich, das Gegenteil ist der Fall, man spricht von Kaltverfestigung. Siehe Büroklammer: beim Knicken verhärtet sie an der Stelle und läßt sich nicht mehr zurückbiegen. Ein Stahlblech, mehrfach hin- und hergebogen, bricht irgendwann durch Versprödung.
    Schweißpunkte geben nicht nach, anderenfalls würden sie sich lösen. Schraubverbindungen, die zur Steifigkeit der Karosserie beitragen und nachlassen könnten, gibt es beim Golf2 keine. Also: wie kann die Karosserie weich werden ohne daß konstruktive Schäden vorliegen?
    Ich sage: sie kann es nicht. Ein fabrikneuer Golf 2 wird sich beim Anheben vorn links (z.B.) mit dem Wagenheber genauso verdrehen wie einer mit 250.000km auf der Uhr, bei beiden läßt sich die darüber befindliche Tür nicht mehr problemlos öffnen oder schließen.
    Nicht umsonst sind die Konstrukteure bemüht, die Steifigkeit der Karosserien zu steigern, um die Fahrsicherheit zu verbessern und Knistern von Plastikteilen zu vermeiden.
    Was uns als Fahrer alter Autos vielleicht annehmen läßt, die Karosserie könnte weich geworden sein, sind vielleicht tatsächlich klappernde oder knisternde Plastikteile, was aber wohl eher durch nachlassende Dämpfungen, Filzunterlagen oder durch Zerlegen/Wiedermontage geschwächte Verbindungen und Klammern hervorgerufen werden dürfte.


    Gegenargumente?


    Björn

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  • Ja hier :D


    Das Schlagwort heißt Metallermüdung.


    Durch viele Kurvenfahrten, Schlaglöcher, Fahrbahnunebenheiten und der Gleichen "arbeiten" die Karosserien im Laufe der Jahre immer wieder ein kleines Stück.
    (Auch durch Temperatur Unterschiede.)


    Karosserien können noch so stabil konstruiert sein, sie werden immer arbeiten.
    ein 5 Tonnen Metallblock verzieht sich auch wenn er nur rumsteht, ist allerdings nur minimal, so das dies nur durch spezielle Messinstrumente zu belegen ist.


    Durch die stetigen kleinen Bewegungen wird das Metall weicher, und nicht wie von dir beschrieben stabiler.
    Dies wirst du merken wenn du eine Büroklammer immer wieder an der selben Stelle verbiegst, sie wird immer weicher und bricht letzt endlich.
    Klar, Karosserien brechen nicht so häufig, kommt allerdings auch vor.


    Gruß Dennis

    fuck new model cars im riding old school


  • Auch ist Korrosion ein Thema!


    Zum Thema Karossen Brechen nur ein Beispiel:POLO G40 Vorderwagen immer beim kauf drauf achten!!

    SUCHE:Jetta 2 Rallye Grill (Mattig) vorzugsweise mit Emblem aber nicht zwingend!



    Das Auto
    ist jene technische Erfindung, welche die Anforderungen an die Reaktionsgeschwindigkeit der Fußgänger beträchtlich gesteigert hat. :thumbup: 8o
    Lothar Schmidt deutscher Politologe und Schriftsteller (1922 -


  • Es geht nicht um plastische Verformung. Wenn du ein Auto zehn Jahre vorn links aufgebockt stehen läßt, wird es sich permanent verziehen.
    Daß eine Karosserie arbeitet, ist auch klar, das muß sie auch, ansonsten würde sie bei stärkerer Belastung brechen oder reißen.


    Zitat


    Durch die stetigen kleinen Bewegungen wird das Metall weicher, und nicht wie von dir beschrieben stabiler.
    Dies wirst du merken wenn du eine Büroklammer immer wieder an der selben Stelle verbiegst, sie wird immer weicher und bricht letzt endlich.


    Sorry, da machst Du einen Denkfehler. Erstmal kannst Du eine Büroklammer nicht an exakt derselben Stelle zurückbiegen, es wird immer etwas neben dem alten Knick sein. Und würde das Material weicher, würde es nicht brechen, sondern - sagen wir mal gummiartig - flexibel und keine plastische Verformung mehr zulassen, sondern nur noch elastische.
    Stahl aber hat die Eigenart der Kaltverfestigung durch plastische Verformung, siehe hier: Wikipedia-Artikel über Verfestigung von Metallen
    Dies ist auch der Grund für Federbrüche. Federstahl ist ohnehin stark gehärtet, um sich nicht plastisch durch Belastung verformen zu lassen. Durch langen Einsatz versprödet das Material und bricht irgendwann, meistens noch begünstigt durch Rost.
    Achso, um noch weiter klugzuscheißen: eine Sprialfeder arbeitet genauso wie ein Torsionsstab (wie im T4 vorn z.B. oder wie der Stabi): bei Belastung wird das Material tordiert, also verdreht. Im Gegensatz zu einer Blattfeder: die wird bei Belastung verbogen.


    Zitat


    Klar, Karosserien brechen nicht so häufig, kommt allerdings auch vor.


    Karosserien brechen bei Überbeanspruchung oder Schwächung durch Beschädigungen infolge von Unfällen, Korrosion oder unsachgemäßer Schweißarbeiten (auch hier wieder Gefügeveränderung und Verhärtung des Materials oder zu schwach ausgelegte Schweißverbindungen an tragenden Teilen).


    Björn

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  • Wie verhält sich denn die Festigkeit verfestigten Materials bei Belastungen, die nicht auf der Achse der Kaltverfestigung liegen?


    Dazu noch Suchbegriff Ermüdungsbruch: http://www.uni-kassel.de/fb15/…uch_stat_ermued_mecha.pdf


    Werkstoffe altern halt unter Belastungen, auch wenn man deutlich unter den Streckgrenzen o.ä. liegt.

    In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis. In der Praxis schon.
    Tausendzweihunnertunndreisechzisch Kubik, vierunnfuffzich PS und NIX jedrosselt!
    "Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, verschwinden die Mysterien und das Leben ist erklärt." - Mark Twain
    Golfschrauben ist wie Schach. Nur halt ohne die Würfel.

    Einmal editiert, zuletzt von CeEl ()

  • Tag,


    also ich kann da paulikxp nur zustimmen, ich studiere gerade Maschienenbau!
    Was er über das verbiegen der Büroklammer sagt stimmt, das lässt sich durch eine Härteprüfung belegen!


    Das was mache Leute unter dem "weich" werden einer Karosse verstehen, kann ich mit nur so erklären:
    Die Teile aus denen eine Karosse besteht werden durch Gesenkschmieden, Tiefziehen oder durch Stanzen erzeugt!
    Dabei entstehen im Metall Spannungen, diese Spannungen werden als gegeben hingenommen und sind auch vernachlässig bar, aber dennoch vorhanden!
    Aber mit der Zeit entspannt sich das Material durch die thermischen unterschiede und die mechanische Bewegung!
    Beim Schweisen ist es das gleiche durch das punktuelle erhitzen der Bleche entstehen Spannungen, die sich im laufe der Jahre wieder entspannen.
    Diese entspannungen sind aber mit den menschlichen Wahrnehmungen erfassbar!
    Man brauch dazu hochpräzise Instrumente!


    Meiner Meinung nach ist das ein ammenmärchen das eine Karosse einfach so "verweichlicht", das ist wahrscheinlch nur der Besitzer ;)


    Gruß


    PS:
    Sollte jemand anderer Meinung sein bin ich für die se gerne offen!

    Mankinds Greatest Mistake Was To Create Gods!


    To Be What We´re, And To Get What We´re Tallented To, This Is The Only Thing To Reach For!

  • Zitat

    Original von CeEl
    Wie verhält sich denn die Festigkeit verfestigten Materials bei Belastungen, die nicht auf der Achse der Kaltverfestigung liegen?


    Das ist mal eine berechtigte Frage (den Satz mußte ich erst dreimal lesen :rolleyes: )...


    Wenn die Belastungen nicht in der kaltverfestigten Zone liegen, kann da auch kein Schaden angerichtet werden. Kaltverfestigung muß ja zudem auch nicht automatisch schlecht sein, siehe die Sicken in Karosserieblechen, da ist eine Zunahme der Festigkeit ja gewünscht. Und: der Radius der Knicke und Kanten ist ja auch nicht unwichtig bei der ganzen Betrachtung.


    Aber darum geht es ja auch nicht, denn die Folge zu großer Belastung durch Kaltverfestigung verformter Bleche wäre ja unweigerlich früher oder später ein Bruch.
    Mir geht es darum zu wissen, ob und wenn ja wie eine Karosserie weich werden kann, denn das kann sie unmöglich durch zunehmende Kaltverfestigung ;)


    Achja, fällt mir noch gerade ein: als Ursache von Unfällen, gern im Eisenbahnbereich, liest man ja oft etwas von "Materialermüdung". Das ist genau dieses Phänomen der Versprödung durch eben jene Kaltverfestigung. Der Bruch von Bowdenzügen ist auch oft hier begründet wie auch das Brechen von Tellerfedern in Kupplungsautomaten.


    Björn

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  • Zitat

    Original von paulikxp
    [...]
    Das ist mal eine berechtigte Frage (den Satz mußte ich erst dreimal lesen :rolleyes: )...
    [...]


    Da hast Du es ja noch gut, ich musste dieses Monstrum radebrechen :D



    Zitat

    Original von paulikxpWenn die Belastungen nicht in der kaltverfestigten Zone liegen, kann da auch kein Schaden angerichtet werden.


    Schon richtig, meinte ich aber nicht. Mir ging es um eine mögliche Anisotropie durch Kaltverformung; Anisotropie -> Materialeigenschaften sind richtungsabhängig. Kennt man ja von GfK: In Faserrichtung erhöht sich die Zugfestigkeit, senkrecht dazu fällt sie gegenüber dem unverstärktem Harz.



    Zitat

    Original von paulikxp
    Mir geht es darum zu wissen, ob und wenn ja wie eine Karosserie weich werden kann, denn das kann sie unmöglich durch zunehmende Kaltverfestigung ;)


    Achja, fällt mir noch gerade ein: als Ursache von Unfällen, gern im Eisenbahnbereich, liest man ja oft etwas von "Materialermüdung". Das ist genau dieses Phänomen der Versprödung durch eben jene Kaltverfestigung. Der Bruch von Bowdenzügen ist auch oft hier begründet wie auch das Brechen von Tellerfedern in Kupplungsautomaten.


    Björn


    Beim Ermüdungsbruch addieren sich - gerne auch über längere Zeitläufe - Mikroschädigungen; sind dann genug Korngrenzenrisse et alii zusammengelaufen kommt der progressive Endverschleiss, sprich et jeht watt kaputt.
    Und mit dem Schadensmodell stelle ich mich auf die Seite derjenigen, die an das Weiche in der Karosse glauben, so sehr ich auch die Diskussion schätze :D

    In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis. In der Praxis schon.
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    Golfschrauben ist wie Schach. Nur halt ohne die Würfel.

  • Um die ganze Diskussion einfach mal zu verkürzen:


    Materialermpdung durchbelastung gibt es sehr wohl!
    Alles Materialien verlieren ihre Steifigkeit irgendwann, was ebenfalls was mit Halbwertszeiten und Temperaturschwankungen zu tun hat.


    Und zum thema Kalktverformung:


    Wieso ist es denn wohl gefährlich mit nem auto, was nen Unfall hatte und was auf der Richtbank gezogen wurd ( Unfall und Richten sind beides Kaltverformungen ) nochmal nen Unfall zu haben!?
    Das Metall erhitzt sich allein durch die mechanische Belastung und leidet somit.



    FAKT IST: Fahrzeuge verlieren wie alle Konstruktione ( sowei Häuser als großes Beispiel ) an Festigkeit.
    Ein neuer oder wenig gefahrener Golf II sind nunmal stabiler und sicherer, als einer, der viel gelaufen hat.
    Das merkt man allein durch veränderte Spaltmaßen und am Klappern von Karosserieteilen usw.

  • Die Diskussion ist theoretisch sehr interessant, doch in meinen Augen praktisch wenig aufschlußreich. In meinen Augen wird der Einruck einer weichen Karosserie ehr durch ein Zusammenspiel vieler sich langsam verabschiedener Verschleißteile hervorgerufen, als durch einen krassen Steifigkeitsverlust der Karosserie. Ich kenne hier bei mir auf Gran Canaria jede Menge 2er GTIs. Manche haben bei mehr als 200.000 km noch die ersten Stoßdämpfer, mehr als 10 Jahre alte Reifen, stets zu wenig Luftdruck; bei solchen Wagen wurden meist auch noch nie irgendwelche Gummi-Metall-Lager ausgewechselt. Die Sitze sind wegen der vielen Kurzstrecke meist recht durchgesessen, die weissen Plastik-Führungen an den Sitzschienen sind zB. einseitig weggebrochen, der ganze Sitz klappert und wackelt so ständig. Hier würde der Laie spontan sagen, daß die Karosserie weich geworden sei. Wechselt man nun Stoßdämpfer, Domlager, Spurstangenköpfe, Querlenker, Koppelstangen, Stabilager, Hinterachslager zieht neue Reifen auf, polstert die Sitze auf oder holt sich gut erhaltene vom Schrott, baut womöglich ein modernes Fahrwerk ein und rüstet um auf 15 Zoll-Felgen, dann liegt die Kiste einfach nur wieder satt auf der Fahrbahn und der Eindruck von weicher Karosserie ist sofort verschwunden. Eigentlich müsste die Karosserie sich ja mit neuen harten Fahrwerkskomponenten noch mehr verwinden und biegen, tut sie jedoch nicht, daß habe ich noch nie beobachtet und ich kenne viele 2er GTIs.
    Anders mag das sein, wenn man den Wagen schon lange mit einem zu harten bzw. zu tiefen Fahrwerk über die Pisten prügelt. Bei 1er Cabrio ist es ja bekannt, daß die Karosserie durch Tieferlegung Schaden nehmen kann. Beim 2er sehe ich im Normalzustand jedoch keine solche Probleme.


    Gruß

    Einmal editiert, zuletzt von websifus ()

  • eine weiche karosse (oder ein weiches blechteil) würde doch dem brechen bei schwingung widersprechen. was weiches bricht doch normal nicht (gleich). daher gebe würde ich dem themenstarter recht geben. auch sind knickende karossen durch schweller ausgelöst die aber nicht weich gewurden sind sondern durchgefault sind.

  • Aber weich und porös, sind mal einfach zwei grundlegend verschiedene Dinge.
    Weich bedeutet, dass das Material nicht schnell bricht sondern sich eher verformt und poröses bzw. hartes Material bricht hingegen und verformt sich kaum!

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