Willkommen auf VW Golf - Doppel-WOBber!
Der Wolfsburger Volkswagen-Konzern drückt den Golf 5, das wichtigste Modell seiner Kernmarke VW, derzeit mit massiven Rabatten in den deutschen Markt. Das berichtet das Marktforschungsinstitut B&D-Forecast in einer Studie, die der FTD vorliegt.
VW-Händler bestätigten diese Aussage. "Im branchenweiten Vergleich war das Rabatt- und Anreizverhalten bei VW in den vergangenen sechs Wochen besonders ausgeprägt", sagte Ferdinand Dudenhöffer, B&D-Forecast-Chef. "Die Rabatte für Privatkunden haben beim fabrikneuen Golf ein Niveau von bis zu 21 Prozent erreicht."
VW steht bei der Fertigung seiner Fahrzeuge in Deutschland - und hier speziell beim Spitzenmodell Golf - unter erheblichem Kostendruck. Die Marke VW schreibt seit 2004 Verlust. Volkswagen-Konzernchef Bernd Pischetsrieder sagte in einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", bis 2008 könnten konzernweit über das laufende Sparprogramm hinaus weitere Einsparungen von mehr als 4 Mrd. Euro nötig sein. Die Aufmerksamkeit der Konzernspitze gilt dabei vor allem der Sanierung von VW. Dafür holte Pischetsrieder vor einigen Monaten den als harten Sanierer bekannten Wolfgang Bernhard in den Konzernvorstand. Der frühere Vizechef von Chrysler und designierte Mercedes-Chef war im Herbst 2004 im Streit bei DaimlerChrysler ausgeschieden.
Offiziell zahlt Volkswagen den VW-Händlern derzeit eine so genannte Loyalitätsprämie. Sie beträgt für das Golf-Basismodell 2000 Euro, vorausgesetzt, der Kunde fuhr in den 48 Monaten vor dem Kauf ebenfalls einen VW. Der Listenpreis für die Basisversion des Golf 5 liegt bei 15.325 Euro. Der Händler kann das Geld als Nachlass direkt an den Kunden weitergeben, eine bessere Ausstattung zum gleichen Preis verkaufen oder den Konzernzuschuss für die Werbung nutzen. In der Regel dringen die Kunden aber auf den Preisnachlass: "Wir zahlen die 2000 Euro Prämie und geben obendrein generell sechs Prozent Rabatt", heißt es beim Hamburger Autohaus Raffay. Das Bochumer Autohaus Tiemeyer gibt die 2000 Euro Konzernzuschuss weiter - "sowie einen Nachlass von unserer Seite, rund 20 Prozent alles inklusive". Beim Autohaus Hahn & Lang in Stuttgart liegt der durchschnittliche Händlerrabatt zusätzlich zu den 2000 Euro je verkauftem Golf ebenfalls bei sechs Prozent.
Bedenkliche Rabatte
Massive Rabatte haben sich in Deutschland mittlerweile bei den meisten Herstellern durchgesetzt. "Die Preiserosion der vergangenen drei bis vier Jahre hat sich zeitverzögert auch in Europa eingestellt, wenn auch nicht ganz so aggressiv wie in den Vereinigten Staaten", sagt Patrick Juchemich, Analyst beim Frankfurter Bankhaus Sal. Oppenheim. Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe beklagt diese Entwicklung: "Die Rabatte befinden sich auf einer traurigen Rekordhöhe, auch auf Kosten der Händler, die daran beteiligt werden", sagte ein Verbandssprecher. "Wir rechnen damit, dass die Verkaufsaktionen so weitergehen."
Den Verkauf des Golf 5 in Deutschland zumindest scheinen die Rabatte zu beflügeln. Laut B&D-Forecast zogen die Verkäufe im April gegenüber dem Vorjahresmonat um 20 Prozent an. VW hingegen weist zurück, dass dies mit verstärkten Anreizen zu tun habe: "Wir schlagen die Rabattschlachten der anderen nicht mit", sagte ein Volkswagen-Sprecher.
(ftd)