VW-Arbeitsdirektor Horst Neumann drückt bei den Gesprächen mit der IG Metall über die Sanierung der ertragsschwachen Traditionsmarke aufs Tempo. "Wir müssen bald in ernsthafte Verhandlungen eintreten, weil wir unter großem Zeitdruck stehen."
Das sagte Neumann vor Beginn eines zweiten Sondierungsgespräches mit der Gewerkschaft, das am späten Nachmittag in Wolfsburg begann. Inhaltliche Ergebnisse des Gesprächs werden aller Voraussicht nach erst am Donnerstag mitgeteilt.
Neumann nannte als Begründung für die schnelle Aufnahme von Verhandlungen Entscheidungen für Produkte und Komponenten und - damit verbunden - für Investitionen und Standorte. Neumann: "Wir müssen also gründlich und hart im Detail, aber zugleich zügig miteinander reden."
Der Autobauer hatte die IG Metall zu Gesprächen aufgefordert, um auszuloten, ob Änderungen an dem bestehenden Tarifvertrag erforderlich sind. Bei einem ersten Sondierungsgespräch am 12. Juni hatte die VW-Führung eine Abschaffung der Vier-Tage-Woche und die Rückkehr zur 35-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich gefordert. Die Gewerkschaft hatte dies zurückgewiesen.
Die IG Metall hatte angekündigt, bei dem zweiten Sondierungsgespräch einen umfangreichen Forderungskatalog vorzulegen. Dabei werde es um die Auslastung, die Beschäftigungssicherung und Perspektiven für jedes einzelne der sechs westdeutschen VW-Werke gehen, hatte Gewerkschaftssprecher Jörg Köther am Dienstag gesagt. "Wir wollen das Management auf den Prüfstand stellen und wollen verbindliche Zusagen." Erst dann werde die IG Metall entscheiden, ob sie sich auf Gespräche über Änderungen am bestehenden Tarifvertrag einlässt. "Das hat den Charakter einer Vorleistung."
Die IG Metall will unter anderem für den nicht ausgelasteten Standort Wolfsburg die Zusage einfordern, dass hier künftig der Nachfolger des Golf "mit einem beschäftigungssichernden Volumen" gebaut wird. VW-Markenchef Wolfgang Bernhard hatte mit dem Abzug der Golf-Produktion aus Wolfsburg gedroht, sollte sich die Belegschaft nicht auf verlängerte Arbeitszeiten ohne Lohnausgleich einlassen.
Volkswagen will mit massiven Kostensenkungen und Personalabbau die Ertragsschwäche der Traditionsmarke VW überwinden, die 2005 nur knapp rote Zahlen vermieden hatte. Mindestens 20 000 Jobs stehen bei VW auf dem Prüfstand. Sie sollen hauptsächlich auf freiwilligem Weg - etwa über Aufhebungsverträge und Altersteilzeit - abgebaut werden. Der gültige Tarifvertrag schließt betriebsbedingte Kündigungen bis 2011 aus.
(merkur)